Die Floitenschlagstaude
Bühnenversion von Martina Schwemberger
nach dem gleichnamigen Buch von Wilhelm Hofer
Zum Inhalt:
Eine knappe Gehstunde von Ginzling, am Südhang des Tristners, ist der Floitenschlag, eine steile Waldlichtung zwischen Felswänden und dem Bergwald. Er war eine „Huamat“, der Floitenschlag – eine Heimat – ein Fleck Erde, auf dem eine Familie gelebt hat, von ein paar Ziegen, Schweinen und Kühen, Sommer wie Winter. Die Hänge sind zum Teil so steil, dass man zum Mähen Steigeisen brauchte. Hier lebte die „Floitenschlagstaude“ – Elisabeth Lackner – mit ihrer Familie. Weil sie so hochgewachsen, gerade und schlank war und zäh wie ein Haselstrauch, wurde sie von den Leuten „Staude“ genannt.
Weit um war sie als Wildschützin bekannt. Das Wildbret hat nicht nur Abwechslung in den kargen Speiseplan gebracht, es sicherte auch das Überleben der großen Familie. Jedoch wilderte sie auch aus Leidenschaft und es bereitete ihr auch sicher großes Vergnügen und Genugtuung die Jäger zu überlisten und sich an den schönen Trophäen zu erfreuen.
In einem Jagdprotokoll von 1886 ist zu lesen: „Frau Elisabeth Lackner“ wurde wegen Gämsdiebstahls zu sechs Monaten schweren Kerkers mit je einem Fasttag und Tragung der Kosten verurteilt. Was sie jedoch nicht daran hinderte bis ins hohe Alter zu jagen. Nicht selten kamen die Rehe und Gämsen so dicht an die Hütte, dass sie sie aus dem Stubenfenster erlegen konnte. Sie ist eine stolze und selbstbewußte Frau gewesen, die entschlossen ihr hartes, von Schicksalsschlägen heimgesuchtes Leben in die Hand genommen hat.
Sie trotze der von Männern bestimmten Weltordnung. Die Floitenschlagstaude war eine Rebellin. Obwohl sie erst 1921 verstorben ist und sogar Fotos von ihr existieren, ranken sich um ihre Gestalt so viele Legenden und Geschichten wie um keine andere Person des Dorfes.